Ohne Solidarität, keine Luftbrücke
MENSCHLICHE SOLIDARITÄT IST ENTSCHEIDEND
Francis Monchet, der Bürgermeister von Selles-sur-Cher, einer Kleinstadt im Herzen Frankreichs, spricht mit Jules und Simon über Solidarität, Luftbrücken und die deutsch-französische Freundschaft.
Wenn ich Luftbrücke sage, was fällt Ihnen dazu ein?
Etwas Soziales. Bei Katastrophen bedeutet es Hilfe für die Bevölkerung. Sonst gibt es auch Luftbrücken bei Konflikten wie zurzeit mit den Milizen des so genannten Islamischen Staates, da liegt sie mehr im humanitären und militärischen Bereich.
Was wird während einer Luftbrücke transportiert?
Zuerst würde ich über die Leute sprechen, die diese Luftbrücke bereitstellen. Um Hilfe zu leisten müssen sie dorthin gebracht werden: Es sind Feuerwehrleute, Polizisten, medizinisches Personal… Dann würde ich an die Versorgung, oft als Nahrung, denken.
Ist es wichtig anderen zu helfen?
Selbstverständlich. Es ist normal und logisch, dass wir anderen zu Hilfe kommen, und vielleicht brauchen wir eines Tages auch andere, die uns dann helfen. Also, wenn ihr nichts tut, könnt ihr später auch nichts erwarten. Geben können, um zurückzubekommen.
Wie kann man Menschen bei einer Katastrophe helfen?
Es hängt von der Art der Katastrophe ab. In Japan während des Tsunami, also der Atomkatastrophe, ist dies eine etwas andere Luftbrücke, weil es „Lieferungen“ von Technikern und Spezialisten auf dem Gebiet der Atomkraftwerke gab. Wir müssen zuerst die Natur der Katastrophe kennen, um zu sehen, was die Bedürfnisse sind.
Die Französischen Streitkräfte in Deutschland
Kennen Sie jemanden, der seinen Militärdienst in Deutschland gemacht hat?
Ja, nicht in Berlin, sondern in Lindau. Einer meiner Brüder hat seinen Wehrdienst dort geleistet. Wenn wir mit der Familie zusammen sind, sprechen wir manchmal über unsere Zeit in der Armee. Er spricht gerne über Deutschland, er erinnert sich gern daran.
Hatte Ihr Bruder Kontakte zu Deutschen?
Die ersten Monate bleibt man in der Kaserne, danach hat man Urlaubszeiten. Aber wenn man weit weg von zu Hause ist, bleibt man mehr am Ort. So hat man auch Kontakte mit der Bevölkerung. Mehr weiß ich jetzt nicht.
Während der Blockade halfen die West-Allierten den Berlinern durch die Luftbrücke. Was kann man daraus lernen?
Wir können daraus eine ausgezeichnete Lehre ziehen, denn seit diesen Ereignissen hat sich die deutsch-französische Freundschaft dank General de Gaulle und Bundeskanzler Adenauer verbessert. Diese Freundschaft hat zu dem geführt, was heute Europa heißt. Und glücklicherweise auch dazu, dass es hier keinen Krieg mehr gibt wie früher. Also, ja, es gab die Luftbrücke und Leute, die Vereinbarungen wollten, um Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen.
Haben Sie eine Frage an uns?
Auch ich habe etwas vorbereitet. Ich möchte euch einen Text zum Internationalen Tag der menschlichen Solidarität vorlesen. Kennt ihr diesen Tag?
Nein.
Der internationale Tag der menschlichen Solidarität findet immer am 20. Dezember statt. Nach dem Prinzip der sozialen Ausgeglichenheit und Gerechtigkeit sollen diejenigen, denen es am besten geht, jenen helfen, denen es am schlechtesten geht.
Ich wusste nicht, worüber wir sprechen würden, aber diese menschliche Solidarität ist entscheidend für mich und für die Welt. Ohne Solidarität zwischen den Völkern gäbe es keine Luftbrücke.
Interview: Jules und Simon (aus dem Collège Les Pressigny)
Zeichnungen: Alica, Alina, André und Isabel
Text, Zeichnungen und Fotos © Grand méchant loup | Böser Wolf