Ich war in Reykjavík, die Hauptstadt Islands. Es gab ein großes Public Viewing in einem Park, dort standen 30.000 bis 40.000 Menschen. Das macht ein Zehntel der Bevölkerung aus. Ein anderes Zehntel ist nach Frankreich gefahren, um ihre Mannschaft dort direkt zu unterstützten. In der am nördlichsten gelegenen Hauptstadt der Welt gibt es wenig Kriminalität, man fühlt sich dort sicher. Man sieht keine Hooligans, die Stimmung bei dem Spiel war super, sehr entspannt und gesellig. Und natürlich brach bei jedem Tor die allgemeine Euphorie. Nach dem Spiel sind wir mit den meisten in die Innenstadt gegangen. Das Zentrum ist klein und besteht vor allem aus einer Hauptstraße mit vielen kleinen Nebenstraßen. Die Stimmung war fantastisch, sehr friedlich und ohne Zwischenfälle. Und überall konnte man den Schrei Áfram Ísland, was so viel wie "vorwärts, weiter Island" bedeutet, hören. Aus allen Ecken kam es als Echo zurück. Da es nachts nicht dunkel wird, hat man ein anderes Zeitgefühl. Wir sind gegen 1Uhr30 nach Hause gegangen, es wurde langsam ruhiger, die Bars schlossen, da es mitten in der Woche war.
Die Isländer sind sehr bescheiden, sie wissen, sie haben nichts zu verlieren. Ihre Mannschaft ist die große Überraschung der EM-2016. Und natürlich hoffen sie darauf weiterzukommen. Falls es geschehen sollte, wäre es ein Wunder! Ich war natürlich voll auf Seite Island gegen England. Da sie beim nächsten Spiel auf Frankreich treffen, weiß ich als Halbfranzose noch nicht, wen ich unterstützen werde.
Es gibt vor allem Natur: Fjords, Vulkane, Geysir, Wasserfälle, Gletscher. Du fährst nicht nach Island feiern zu gehen, auch nicht für große Stadtbesichtigungen. Die Gebäude sind oft einfach gebaut, die Dächer aus Wellblech. Die Fenster öffnen sich nicht und werden mit Alupapier zugedeckt, damit das Licht den Schlaf nicht raubt. Man kann nicht sagen, dass es viel Charme hat. Die Menschen sind aber sehr nett, immer hilfsbereit: eine große Freude.